Inklusion on demand

Wer sich in den letzten Monaten auf Netflix herumgetrieben hat, dürfte einige Veränderungen bemerkt haben. Der Streamingdienst setzt bei seinen Produktionen deutlich mehr auf Inklusion und will durch Storytelling in die Vielfalt der nächsten Generation investieren. Ob das gelingt und was man sich von der Strategie abschauen kann, diskutieren wir im Artikel.

Aktuelle Produktionen wie Dear White PeopleWhen They See Us, Master of None und Nannette kamen gut bei einem Publikum an, das sich selbst nur selten auf den großen Leinwänden repräsentiert sah. Mit dieser Herangehensweise ist Netflix der Branche um Längen voraus: Sie haben viele Frauen und Women of Color in ihren Serien als Creators, Showrunnerinnen und Regisseurinnen engagiert. In den Hauptrollen herrscht Gleichstellung der Geschlechter und auch die Repräsentation Schwarzer Schauspieler:innen wurde verbessert. 

Bei anderen ethnischen Gruppen, z.B. Menschen aus Lateinamerika, Nahost/Nordafrika, indigenen Völkern und dem pazifischen Raum gibt es noch dennoch Nachholbedarf. Sex Education oder Bonding, welche die LGBTQ+-Community repräsentieren oder Atypical, dessen Hauptdarsteller ein autistischer Junge ist, sind ein Anfang – in Sachen Inklusion dieser beiden Gruppen hinkt Netflix allerdings ebenfalls etwas hinterher.

Inklusion beginnt einen Schritt früher

Es genügt nicht nur, dass ausgewählte Schauspieler:innen divers sind. Die Forschung in der Unterhaltungsbranche macht deutlich: Die bahnbrechendsten Veränderungen finden behind the scenes statt. Inklusion hinter der Kamera steigert Inklusion vor der Kamera exponentiell. 

Dieses Phänomen zeigt sich zwar nicht nur in der Filmbranche, ist dort aber besonders gut zu beobachten. Vielfalt und Inklusion in Führungspositionen beeinflusst Produktionen in hohem Maße. So kommen Communitys zu Wort, die traditionell unterrepräsentiert sind. Das schafft wiederum Akzeptanz und Identifikationspotential. Sowohl innerhalb des Produktionsteams, als auch beim Publikum.

Amazon zieht nach

Die Konkurrenz schläft natürlich nicht und eine Reaktion des Unternehmensriesen Amazon ließ nicht lange auf sich warten. Amazon Studios hat mit dem Inclusion Playbook eine gleichermaßen umjubelte wie kritisierte Richtlinie ins Leben gerufen, die Diversität, Verteilungsgerechtigkeit und Inklusion bei Produktionen umsetzen soll. Eine Antwort auf die Forderung der Unterhaltungsbranche, die nichtweiße Schauspieler:nnen nicht mehr länger systematisch ausschließen will. 

Ein Trend, der besonders seit #OscarsSoWhite ins Rollen gekommen ist. Vorbei sind die Zeiten, in denen weiße Schauspieler:innen Asiat:innen verkörperten und vor allem weiße, männliche Schauspieler mit einem Oscar ausgezeichnet wurden. 

Im Inclusion Playbook sollen Quoten künftig auch dafür sorgen, die Dominanz von weißen, männlichen Produktionsteams auszugleichen – vor und hinter der Kamera. Kritisiert wird jedoch, dass in Zukunft auch die sexuelle Orientierung bei der Stellenvergabe berücksichtigt werden soll. Die Befürchtung: Ein zu starker Eingriff in die Privatsphäre der Beschäftigten. Berechtigte Kritik, wie wir finden.

Und was heißt das für uns?

Klar, hier ging es jetzt beispielhaft nur um die beiden Streaminganbieter Netflix und Prime Video. Ob Amazon sich auch hinter der Maske der Corporate Social Responsibility für Inklusion einsetzt, ist diskutabel. Trotzdem können die Ansätze der beiden Anbieter als Anstoß für andere Branchen verwenden werden. Um auch die künftigen Generationen in ihrer Vielfalt zu repräsentieren und sie mit jenen Botschaften zu erreichen, mit denen sie sich identifizieren können.

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