Wie Farben bamboozeln

Eigentlich geht es doch immer darum, das Gegenüber zu verstehen, stimmt’s? Genauso verhält es sich auch mit Farben. Der Einsatz von Farben gründet auf dem Verständnis deren Wirkung. Nur so können sie sich voll entfalten und zu der Reaktion führen, die man mit Inhalten anstrebt. Um also so richtig zu bamboozeln (zu Deutsch: „tricksen“), will Farbwirkung gelernt sein:

Fifty shades of…

Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, denn dabei handelt es sich genau genommen nämlich nicht mal um Farben. Auch Rot, Grün und Blau – die sogenannten RGB-Farben, die am Bildschirm zum Einsatz kommen – gibt es in unzähligen Nuancen. Als Farbfamilien weisen die einzelnen Töne höchst unterschiedliche Wirkungsformen auf, die Unternehmer:innen ebenso wie Privatpersonen in Web- und Printformaten, in der Kleidung oder auch in der Raumgestaltung für sich nutzen können. Je nach gewähltem Farbton werden folglich unterschiedliche Reaktionen bei verschiedenen Zielgruppen hervorgerufen.

Ein kleiner Ausflug in die Typografie zeigt: Bezieht man sich rein auf die Lesbarkeit von Schrift, ist die Farbwahl im ersten Schritt irrelevant. Viel wichtiger ist das Vorhandensein von Kontrasten. Im Lesefluss achtet unser Gehirn nämlich nicht auf einzelne Buchstaben, sondern scannt den Bildschirm oder das Papier nach hellen und dunklen Bereichen. Gewählte Farben für Typografie und Hintergrund beeinflussen demnach vorrangig die Lesbarkeit und vermitteln erst in einem zweiten Schritt die Wirkung. Bei Designelementen ist dies natürlich anders. Deshalb bringen wir Farbe in’s Spiel:

  • Siehst du schwarz?

    Seriosität, Modernität, Eleganz

    Wie schon erwähnt ist Schwarz genau genommen keine Farbe. Trotzdem darf sie in einer Auflistung wie dieser nicht fehlen, denn Schwarz kommt aufgrund seiner positiven Charakteristika oft und gerne zum Einsatz. Es ist klassisch und schafft starke Kontraste zu anderen Farben. Dennoch ist bei der Entscheidung für Schwarz, besonders im Web, Vorsicht geboten: Zwischen einem modernen, kraftvollen Auftritt und einem düsteren, abweisenden Eindruck liegt nur ein schmaler Grad.

  • Weiß wie Schnee

    Neutralität, Bescheidenheit, Sauberkeit

    Weiß ist ebenso wie Schwarz keine „echte” Farbe. Auch ihre emotionale Wirkungskraft ist eher bescheiden. Dennoch ist Weiß meist der Ausgangspunkt von Produktionen, egal ob im Print- oder Webbereich. Als Hintergrundfarbe verhält es sich unaufdringlich und lässt andere Töne ihre volle Wirkungskraft entfalten. Unerfahrene Designer schrecken vor dem großflächigen Einsatz von Weiß im Sinne des Weißraums oft zurück. Diese Angst sollte man allerdings hinter sich lassen, denn auch durch „Nichts” lässt sich vermeintlich viel aussagen.

  • I’m blue da ba dee da ba di

    Beständigkeit, Zuverlässigkeit, Entspannung

    Blau wirkt seriös, weckt Vertrauen und ist zudem die beliebteste Farbe weltweit. Kein Wunder also, dass Unternehmen gerne blau machen. 😉
    Durch das Gefühl von Sicherheit, das die Farbe vermitteln kann, haben Unternehmen mit blauem Logo einen klaren Vorteil. Die Businessfarbe Nummer 1 findet man deshalb nicht nur im Social Media Bereich (Facebook, Twitter, LinkedIn), sondern auch in der Pharmazie (Pfizer), bei Versicherungen (Allianz) und in vielen anderen Branchen. Für eine Übersicht einfach weiterscrollen!

  • Das Gelbe vom Ei

    Glück, Wärme, Optimismus

    Als Pantone Trendfarbe des Jahres 2021 wurde das kräftige Sonnengelb namens „Illuminating” nicht nur auf die Laufstege katapultiert, sondern findet sich auch zunehmend im Webdesign wieder. Doch Achtung: Gelb ist nicht zwangsläufig die beste Wahl, wenn es um die Nachhaltigkeit des eigenen Webauftritts geht. Gelb zieht Aufmerksamkeit auf sich, das trifft zu. Der Nachteil liegt aber in exakt diesem Punkt: Durch die viele Aufmerksamkeit, die unser Gehirn der Farbe schenkt, werden wir blind für andere Inhalte. Die Folge? Wir konzentrieren uns mehr auf die Farbe selbst, statt auf den jeweiligen Content. Als Akzentfarbe also eine gute Entscheidung, als Hintergrundfarbe für die Website eher weniger.

„Es liefert immer dieses erhebende Gefühl der Hoffnung, das für den menschlichen Geist so wesentlich ist – der Himmel klärt sich auf für einen schönen sonnigen Tag.”

- Leatrice Eiseman, Geschäftsführerin des Pantone Color Institute
  • Nichts reimt sich auf Orange 

    Frohsinn, Neugier, Kraft

    Mischt man Rot und Gelb erhält man die Sekundärfarbe Orange. Der dynamische Farbton passt perfekt zu jungen, aufstrebenden Unternehmen. Nicht so aufdringlich wie Rot und weniger stechend als ein penetrantes Gelb, bietet Orange einen idealen Mittelweg, der dennoch Aufmerksamkeit generiert. Wir haben uns nicht durch Zufall für unser SCHLAWEANA-Orange entschieden, das unsere Gmiadlichkeit mit ein paar mutigen Kanten perfekt repräsentiert.

  • Rote Zahlen mag man nicht

    Intensität, Liebe, Gefahr

    Rot, die Farbe der Leidenschaft. Sie wirkt sowohl im negativen, als auch im positiven Sinne anregend. Im UI-Bereich wird Rot meist für den Ausdruck einer Fehlermeldung herangezogen. Dieses Wissen ist mittlerweile in unserem Unterbewusstsein verankert und muss nicht mehr textlich kommuniziert werden. Zu viel Rot kann jedoch bedrohlich wirken, weshalb man sich besonders im Webdesign auf die bereits gängige Verwendung der Farbe beschränken sollte.

  • Grün hinter den Ohren

    Gelassenheit, Hoffnung, Natur

    Grün steht im UI-Bereich für Erfolgsmeldungen. Ein eingesendetes Formular, eine Zustimmung…Grün ist positiv konnotiert. Auf die Psyche wirkt es außerdem beruhigend, weshalb es sich gut für die Kommunikation von ernsten Themen wie Gesundheitsfragen etc. eignet. Die gängigste Assoziation mit der Farbe Grün istNachhaltigkeit, wobei auch die Tourismusbranche gerne auf den Farbton zurückgreift, um Erholung zu vermitteln.

  • Eh nett, das Violett

    Kreativität, Luxus, Feminismus

    Diese Farbe sollte während der Gestaltung einer Website definitiv in Betracht gezogen werden. Violett erregt Aufmerksamkeit, ist dabei aber nicht zu aufdringlich. Als Sekundärfarbe aus der Mischung Blau und Rot bringt es gleichermaßen Ruhe und Leidenschaft in den Web-Auftritt. Trotz vieler Vorteile kommt es bislang allerdings eher selten zum Einsatz. Auf der Suche nach Violett findet man hauptsächlich Logos von Süßwarenherstellern: Das berühmteste Beispiel in unseren Breitengraden ist Milka, aber auch das britische Unternehmen Cadbury hat Violett in seinem Logo verankert.

  • Braun musst dich trau’n

    Ausgeglichenheit, Gemütlichkeit, Tradition

    Braun wirkt beruhigend und zuverlässig. Ein zartes Braun schafft die Verbindung zu Erdtönen und lässt Designs natürlich wirken. Im Webdesign wurde aufgrund der überwiegend negativen Assoziationen bisher wenig darauf zurückgegriffen, durch den Boho-Trend der letzten Jahre scheint sich dies jedoch zu ändern. Braun ist nicht mehr nur negativ konnotiert und wird besonders in hellen Ausprägungen gerne in Kombination mit sanften Grüntonen verwendet. Das schafft übrigens nicht nur eine lässige Boho-Ästhetik, sondern lässt sich auch für Nachhaltigkeitsthemen optimal einbringen. Trau dich ruhig!

Aller guten Dinge sind 3? 

Egal welche Farbkombination es nun wird: Damit sie ihre volle Wirkungskraft entfalten und so richtig bamboozeln kann, ist weniger meistens mehr. Dazu gibt es auch eine bekannte Formel, an der man sich orientieren kann: 3 in 60:30:10. Das bedeutet, man wählt für die eigene Marke drei Farben aus und definiert sie als die Haupt-, Neben- und Akzentfarbe. Diese wendet man, egal ob online oder offline, im immer gleichen Verhältnis von 60:30:10 an. Doch halt! Professionelle Webdesigner haben sich bereits gegen diese Formel ausgesprochen. Der Grund: Meist besteht das Corporate Design eines Unternehmens nicht aus nur drei simplen Farben, sondern aus mehreren Tönen und verschiedenen Nuancen.

Es ist daher fast unmöglich, das 60:30:10 Verhältnis exakt anzuwenden. Eine andere Art des Einsatzes von Farben, die für ein Design herangezogen werden kann, besteht aus mehreren Schritten: Zu Beginn wird die Farbpalette, die eine Marke repräsentiert, erstellt. Schritt 2 liegt darin, das Webdesign in Graustufen festzulegen. So zeigt sich schnell, welche Bereiche in den Vordergrund treten sollen und welche Inhalte eher zweitrangig sind. Im letzten Schritt wird die Farbpalette auf das Graustufen-Design angewendet. So kann auch der Einsatz der Hauptfarbe eine Marke erhöht werden, was wiederum einen größeren Wiedererkennungswert schafft. The more you know…

Von Gelb bis Schwarz

Kurz und knapp findest du hier eine Übersicht verschiedener Logos bekannter österreichischer Unternehmen. Basierend auf dem Farbwissen das wir bisher geteilt haben, ist die Wirkung der Logos gleich anders, oder? 

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